WeAreN Buttons, um sich als “Nazaräer” zu outen?
Extremisten des Islamischen Staates kennzeichnen vermehrt die Häuser von Christen in Syrien und im Irak mit dem arabischen Buchstaben “NUN”. Dieser Buchstabe “N” steht für Nazaräer, und deutet in der islamischen Welt auf Jesus, den Nazaräer und seine Anhänger.
Mit der Kennzeichnung der Häuser verbunden ist meist ein Ultimatum: Entweder ihr konvertiert zum Islam, oder ihr zahlt eine Sonderschutzsteuer (Dhimma), oder aber ihr verlasst dieses Haus und das erklärte Territorium des Islamischen Staates.
Wer dem nicht nachkommt, dem droht die Hinrichtung.
Bei uns im Westen möchte man dieses Zeichen der Geringschätzung und Bedrohung nun zu einem Zeichen der Achtung und Solidarität erklären. Man denkt, je mehr Menschen sich selbst unter dieses Zeichen stellen, desto weniger würden die anderen es wagen, solche Menschen öffentlich anzuprangern und zu verfolgen. So bietet der SCM-Bundesverlag (ein Unternehmen der Stiftung Christliche Medien) seit einiger Zeit schwarze Aufkleber, Anstecknadeln, Magnetsticker und Buttons mit dem gelben, arabischen Buchstaben NUN zum Verkauf an. Man möchte sagen: An und für sich nichts Neues. Früher mussten Unerwünschte einen gelben Stern tragen, heute ist es ein gelbes “N”.
Neu ist nur, dass nun hier bei uns das von Gegnern erklärte Schandzeichen zum Kauf angeboten wird, damit sich jeder Christ selbst damit kennzeichnen kann. Mit dieser Aktion soll dasselbe Zeichen, das Christen im Irak und in Syrien die Existenz und das Leben kostet, bei uns zu einem solidarischen “Achtungszeichen” werden. Doch wem ist damit geholfen?
Diese Aktion hat im Grunde wenig mit Solidarität zu tun, weil man sich unter völlig anderen Umständen mit jemandem solidarisch erklärt! Solange man selbst nicht den Repressalien und Bedrohungen ausgesetzt ist, mag man hier aufstehen und zeigen: Ich bin auch einer von denen!
Und: Selbst dann, wenn so ein herausforderndes Outen Konsequenzen haben würde, bleibt immer noch die Frage: Wem ist damit geholfen? So eine Haltung erinnert eher an Kraftprotzerei!
Unter dem Buchstaben “N” ist auf den Stickern und Buttons zu lesen: WeAreN (steht für: we are Nazaräer). Ebenso wird mit dem Hashtag “#WeAreN” getwittert, und das Portal www.WeAreN.de konsultiert man zu Bestellzwecken der Buttons oder Anstecknadeln.
Neben “Nazaräer”, das in islamisch geprägten Ländern als Synonym für Christen verwendet wird, ist auch die Bezeichnung “Christen” ursprünglich ein verächtlich gemeintes Schimpfwort gewesen, um die Nachfolger Jesu spöttisch als Nachahmer des Christus zu verunglimpfen.
In der Apostelgeschichte, Kapitel 11,26, liest man, dass die Jünger des Herrn von ihren Gegnern in Antiochien zuerst so genannt wurden.
Im Unterschied zu vielen Moslems brauchen sich Christen nicht zu wehren gegen Schimpfnamen, die an sie oder an ihren Herrn adressiert sind. Auch wenn sie mit großer Verachtung und enormen Verlusten verbunden sind und man dabei vielleicht sogar sein Leben einbüßt. Gott selbst kümmert sich darum, und zwar zu dem von ihm festgelegten Zeitpunkt.
Tituliert man sich allerdings selbst mit den Schmähungen der Gegner, so sollte man zumindest darauf achten, dass man die Person des Herrn und seine Würde dabei nicht herabsetzt. Zum Beispiel kann man sich selbst Christ nennen (auch wenn dies ursprünglich ein Spottname war), denn die Bezeichnung “Christ” wertet die Person Christi nicht ab.
Man sollte sich aber überlegen, ob man sich selbst die Bezeichnung “Nazaräer” gibt, und mit so einem Button oder Anstecker zum Ausdruck bringen möchte: Ich gehöre zu einem, der aufgrund seiner Herkunft zu verachten ist und nichts Gutes verheißt! Das ist nämlich die Bedeutung, die hinter der Aussage “Nazaräer” steht! Nazaräer war untrennbar mit Standesverachtung verbunden, d.h. man brauchte nicht zu urteilen was jemand tut oder sagt. Alleine der Ursprung oder die Herkunft so eines Menschen gebot bereits allen “wahren” Juden, so jemanden zu verachten. Aus Nazareth, so war man überzeugt, kommt nichts Gutes – siehe Johannes 1,46.
Welcher Christ, der darüber nachdenkt, wird einen Button oder Anstecker tragen, der mit dem Buchstaben “N” (Nazaräer) aussagt: Ich gehöre zu einem, der aufgrund seines Ursprung und seiner Herkunft zu verachten ist, und der nichts Gutes verheißt?
Menschen, die sich Jesus Christus ergeben und sich mit allem und in allem ihm anvertraut haben, werden normalerweise nicht sagen, dass sie dem Kind aus der Krippe Bethlehems folgen, oder dem Heiler und Wunderwirker aus Galiläa, oder dem Austreiber der Tempelhändler, dem Kapernaumer oder dem Nazaräer…. Sie werden vielmehr bekennen, dass sie dem Gekreuzigten von Golgatha folgen, und dem auferstandenen, verherrlichten Herrn der Herren und König der Könige, der sie geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat! (Galater 2,20).
Es ist also ein Unterschied, wenn Gegner behaupten, dass ich jemandem folge, der zu verachten ist und nichts Gutes verheißt, oder ob ich selbst sage, dass ich jemandem folge, der zu verachteten ist und nichts Gutes verheißt!
Wenn ich mir dieses Zeugnis dann auch noch selbst anstecke und überall damit herumlaufe, so freuen sich vielleicht meine Gegner, doch sicher nicht diejenigen, mit denen ich mich eigentlich verbunden zeigen wollte. Ihnen ist in keinster Weise mit solchen Aktionen geholfen!
Was Bedrängte benötigen ist nicht unser Verständnis, nicht unser Mitleid und auch nicht unsere Solidarität. Sie benötigen nicht unsere Anstecknadeln und auch nicht unsere Stimme und unsere Aufrufe in den Ohren der Politiker, sondern unsere Fürbitte vor Gott. Und zwar gar nicht einmal so sehr, um das Böse abzuwenden, wie wir geneigt sind zu denken, sondern um in rechter, zeugnishafter Haltung durch das Böse hindurch ans Ziel zu gelangen!
Und was sie weiter, ganz praktisch benötigen ist unsere konkrete Fürsorge. Sie brauchen Nahrung, Medizin, warme Kleider, gute Lektüre und Ermunterung! Deshalb sollte sich unsere Hilfe darauf konzentrieren!