Der Hobbit litt in Wahrheit am Down-Syndrom
2003 entdeckten Archäologen in einer Höhle auf der indonesischen Insel Flores menschliche Knochenreste kleinwüchsiger Menschen, die sie in Anlehnung an J.R.R. Tolkiens Fantasieroman liebevoll “Hobbits” nannten. Der einzig gefundene Schädel (LB1) war so klein, dass er nur ein wenig mehr Gehirn enthalten haben kann, als ein Schimpanse, hieß es. Die Wissenschaftler sprachen von dem wichtigsten Fund der Evolution in den letzten 100 Jahren, und klassifizierten die angeblich neue Gattung als Homo floresiensis.
Heute, rund10 Jahre später, müssen die Lehrbücher wohl erneut umgeschrieben werden. Der Homo floresiensis war in Wirklichkeit ein Mensch unserer Gattung mit Down-Syndrom.
Ein Team um Kenneth Hsü von den National Institutes of Earth Sciences in Peking argumentiert gleich mit zwei Publikationen gegen diese These (Fachartikel in den “Proceedings” der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften, Pnas 5. 8.).
Sie verweisen auf die Asymmetrie des Schädels, die ungewöhnlichen Knochenproportionen, das kleine Gehirnvolumen und die kurzen Oberschenkelknochen. Alles typische Anzeichen von Menschen mit dem Down-Syndrom (Trisomie 21).
Was die Körpermaße betrifft, so seien diese den kleineren Bevölkerungsgruppen in der Region nicht unähnlich. Sie wiesen auch darauf hin, dass es sich bei dem Fund um eine Körpergröße zwischen 1,26 und 1,46 Meter handele, und nicht (wie bei der Erstbeschreibung angegeben) um 1,06 Meter.
Damit sei die Art Homo floresiensis eine wissenschaftliche Fehlkonstruktion, ein „nomen nudum“. Da es sich also bei LB1 offenkundig um ein einziges, fehlgebildetes Individuum handle, erübrige sich der Status des Fundes als neue Gattung, schreiben sie.
Kenneth Hsü und seine Kollegen kritisieren in dem Artikel auch, dass sie seit 2005 keinen Zugang zum Skelett von LB1 mehr erhalten hätten. Mehrfache Anfragen an das Indonesische Nationale Archäologische Forschungszentrum, das den Fund aufbewahrt, seien nicht beantwortet oder abgelehnt worden.
Quellen:
Die Presse, am 05.08.2014
Focus, am 05.08.2014
Neue Luzerner Zeitung, am 04.08.20147