Stichwörter: Familie, Probleme in der Familie
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2. Dezember 2014 um 23:02 #4223
An was denkst du, wenn du an Familie denkst?
Geborgenheit, angenommen sein, geliebt sein wie man ist, auch mal Fehler machen dürfen, Masken fallen lassen, gemeinsames leckeres Essen, zusammen lachen, Spiele spielen, spazieren gehen…
ODER: Streit, Bitterkeit, zugeknallte Türen, Verletzungen, Schreierei, Beleidigungen, Frechheiten, Respektlosigkeit, Ferne, Schweigen, Trennung, Krankheit, oder sogar Tod…
Ich muss sagen, ich kenn beides… Ich bin in einer Familie mit drei Kinder aufegwachsen. Meine Kindheit war recht unbekümmert, auf Fotos sehe ich recht glücklich aus, wie ich zwischen meinen Eltern und Geschwistern auf Papas Schoß gekuschelt in die Kamera lache.
Wir gingen viel mit Mama gemeinsam spazieren, Papa malte mit uns oder spielte mit uns. Meine Mama hat abends zusammen mit uns Kindern gebetet und manchmal aus der Kinderbibel vorgelesen. Im Kindergottesdienst lauschte ich gespannt den Geschichten über Jesus.
Dann, als ich ca. acht Jahre alt war, bekam mein Onkel, Mamas Bruder starke Depressionen. Als ich dreizehn war, nahm er sich dann das Leben. Das war der zweite Bruder, den meine Mama durch Selbstmord verlor. Seitdem blieb nichts, wie es war. Natürlich veränderte das den Gefühlszustand meiner Mama drastisch und auch ich war mittlerweile in die Pubertät gekommen, was sich auf mein Innenleben stark auswirkte. Meine Eltern begannen sich immer mehr auseinanderzuleben und oft bekam ich Streit mit. Das ist natürlich nie lustig für ein Kind und ich war oft sehr niedergedrückt, weil ich mich so sehr nach Liebe und Harmonie in der Familie sehnte. Auch wenn sicher beide Teile Schuld hatten, begann ich besonders auf meine Mutter einen regelrechten Hass zu entwickeln. Ich konnte ganz schön unfreundlich und jähzornig zu ihr sein. Das beruhte auf Gegenseitigkeit.
Mir selbst ging es seelisch immer schlechter. Ich gab meiner Mutter die ganze Schuld an meinem Gefühls-Chaos und auch an unserer schlechten Beziehung. Immer noch besuchten wir einmal im Monat zusammen einen sogenannten Abendgottesdienst, wo wir uns öfters versöhnten, aber kaum heraussen wurde schon im Auto manchmal wieder weitergestritten! Wie heuchlerisch kam ich mir vor!
Und wer war dieser Gott, der im Gottesdienst in Liedern als gut angebetet wurde überhaupt? Wieso war er gut? Ich kannte ihn nicht und kam mir tausende Kilometer weit von Gotte entfernt vor. Wie fremd war er mir, der da besungen wurde!
Durch ein Erlebnis, wo ich mir bewusst wurde, dass ich meiner Mutter zu Unrecht die Schuld an etwas gab, was in Wirklichkeit ganz anders gewesen war, wurden mir die Augen geöffnet, dass ich eigentlich einen ganz schön großen Anteil hatte, an dem wie schlecht unsere Beziehung war! Offensichtlich hatte ich oft eine ganz schön verkehrte Wahrnehmung von meiner Mutter! Hui, das war ganz schön niederschmetternd zu erkennen! Ich begann mich von ganzem Herzen zu bemühen, dass unsere Beziehung besser würde. Leider muss ich zugeben, dass meine Bemühungen meist kläglich scheiterten. Je mehr ich mich bemühte heute mal echt freundlich zu meiner Mutter zu sein, um so grantiger war ich und oft kamen mir sehr böse Worte aus. Verzweifelt versuchte ich aus mir selbst heraus Liebe für meine Mutter herauszuquetschen. Ich wurde stattdessen immer wieder überwältigt von Zorn, Bitterkeit und bösen Worten…
In der Zeit hatte ich begonnen, wenn es mir nicht gut ging, persönliche Worte an Gott in ein Tagebuch zu schreiben. Ich fragte Gott, ob es einen Weg aus diesem Teufelskreis
gäbe. Plötzlich erinnerte ich mich an einen Bibelvers aus meiner Kindheit. „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater außer nur durch mich!“ (Johannesevangelium 14,6). Das hatte Jesus einmal von sich behauptet! Hmm, was er damit wohl meinte? Ich verstand den Vers nicht.
Einige Zeit später wurde ich von Freunden auf eine christliche Jugendfreizeit eingeladen. Ich war sehr berührt von dem herzlichen Umgang miteinander und zu mir. Die Lieder, in denen es hauptsächlich um Jesus ging, gingen mir mitten ins Herz. Am Abend gab es eine Botschaft. Darin erzählte Jörg, der Jugendleiter von einer zerrissenen Jeans, die er nicht wegschmeißen wollte. Seine Mama musste sie immer wieder von neuem flicken. Er erwähnte auch einen Bibelvers, wo es darum geht, dass wenn man auf einen alten Stoff einen neuen Flicken aufnäht, das Ganze nicht hält, sondern der Riss immer schlimmer wird. Plötzlich wurde ich an mein eigenes Leben erinnert! War das nicht genauso? Versuchte ich nicht immer wieder und immer wieder mit ganzer Kraft es auszubessern? Wurde es nicht immer schlimmer, je mehr ich mich bemühte? Seltsam!
Dann sprach Jörg davon, dass Gott etwas viel Besseres für uns hat. Er möchte nicht unser altes Leben immer wieder ausbessern. Nein! Er hat ein wunderschönes, reines neues Kleid für uns, ein völlig neues Leben! Ein völlig neues Inneres! Wow! Das war wirklich genau das, was ich brauchte! Später redeten die Jugendlichen laut mit Jesus, als ob er wirklich im Raum anwesend war! Markus, einer von ihnen, sagte ihm Danke dafür, dass Jesus am Kreuz für ihn ganz persönlich gestorben ist, damit er Vergebung von Gott kriegen kann.
Das war für mich eine ganz gewaltige Botschaft. Oft schon hatte ich in der Kirche davon gehört, dass Jesus gestorben ist um am Kreuz für unsere Sünden zu bezahlen. Aber es war bisher immer an mir vorbei gerauscht, dass das eine Tatsache war, die MICH ganz persönlich betraf. Dass er da oben gehängt ist um z.B. genau für meine Unfreundlichkeiten, meinen Hass und Zorn meiner Mama gegenüber zu bezahlen. Mein böses Wesen hat er sozusagen da aufs Kreuz mit hinaufgenommen und es ist sozusagen mit ihm mitgestorben!
Jesus blieb nicht tot, sondern wurde nach drei Tagen wieder lebendig! Deshalb konnte Gott auch mir nun dieses neue Leben schenken. Darauf wollte ich von nun an mein ganzes Vertrauen setzen! Einige Zeit später habe ich alles, was mir so einfiel in mein Tagebuch geschrieben und darüber geschrieben, dass Jesus für alles mit seinem Blut bezahlt hat, weil ich es selbst nicht konnte. Diese Begegnung mit Jesus hat mein Leben ganz schön umgekrempelt! Ich durfte alten Ballast einfach los werden. Wenn wieder Schuldgefühle hochkamen, durfte ich mich erleichter erinnern, es ist alles wieder gut! Alles bezahlt! Aber nicht nur das. Ich durfte ganz real erleben, wie Jesus mir die ganze Bitterkeit, den Hass und meinen Jähzorn aus meinem Herzen entfernte.
Ich war plötzlich viel gelassener und ruhiger zu meiner Mutter und man glaubt es kaum, ich konnte sie immer mehr so richtig gern haben!
Heute hab ich meine Mama von Herzen gerne. Sie bedeutet mir sehr viel. Wir können über alles reden und uns auch mal entschuldigen, wenn wir einander mal verletzten, denn wir sind immer noch Menschen und wir sind ganz schön verschieden. Sie ist mir oft in schweren Zeiten beigestanden. Ich genieße, dass sie wie ich an Jesus glaubt und wir gemeinsam mit all unseren alltäglichen Problemen im Gebet zu ihm kommen können.
Am schönsten für mich ist zu wissen, dass wir nie mehr getrennt werden, weil wir auch nach dem Tod zusammen mit Jesus den Himmel genießen dürfen!
Auch mit meinem Vater habe ich ein inniges Verhältnis. Wir haben über den Glauben momentan noch unterschiedliche Ansichten. Ich betete immer wieder für eine bessere Beziehung zwischen meinen Eltern. Gott tut auch da Wunder! Seit einem Jahr besuchen sie zusammen einen Tanzkurs. Ich habe sie noch nie so glücklich und verliebt miteinander gesehen, wie zum 60.Geburtstag meiner Mutter, wo sie vor den Verwandten und Freunden zu zweit etwas vortanzten, sich einen Kuss auf den Mund drückten und am Abend Hand in Hand vor dem Fernseher saßen! Wie freut mich das als Kind zu sehen, auch wenn ich heute längst erwachsen bin…
Wenn auch du gerade in sehr schwierigen Familienverhältnissen lebst und keinen Ausweg siehst, schöpfe Hoffnung! Gott kann auch heute noch ganz real in unser eigenes Leben und auch in unsere Familie eingreifen! Er kann Menschenherzen wieder zueinander bewegen und heilen, was kaputt gegangen ist! Wende dich doch an ihn! Das Wichtigste ist, dass du zuerst IHN kennen lernst! Dann verändert er zuerst dich und dann deine Familie…
Was meinst du dazu? Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung!
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